Elevation766 m
Speed39 km/h
Distance18 km

“Auf der Vorderseite eines Höhentroges über Westeuropa fließt mit einer südwestlichen Strömung eine im Vergleich zu den Vortagen kühlere, labil geschichtete Meeresluft ein. Sowohl abends als auch am Samstagmorgen kräftige und stark böige Südwest- bis Westströmung, Böen oberhalb 15 KT.”

Diese Prognose lässt vermutlich die meisten Freiballone am Boden bleiben. Eine Fahrt war allerdings doch möglich. Michael Noll (Deutscher Wetterdienst, Abteilung Flugmeteorologie) löste das Wettergeschehen etwas schärfer auf und überraschte mit einer außerordentlich guten Einschätzung.

Lisa und ich starteten am Abend aus dem Stadtpark in Papenburg zu einer wirklich fantastischen Ballonfahrt. Mit der Sicht auf die 1888 erbaute Meyers Mühle stiegen wir in den Himmel auf. In der Ferne dominierte die Marinefunksendestelle Rhauderfehn die Silhouette des Horizontes. „Die Türme“, so sagen dazu die Einheimischen, sind über 350 m hoch. Von dort werden verschlüsselte Meldungen weltweit bis zu einer Wassertiefe von 30 m an die Marine oder Mitglieder des atlantischen Bündnisses (NATO) versendet.

Über Vollenerfehn, in Richtung Glansdorf schwebend ließen wir uns etwas weiter oben von dem Wind nach rechts wehen um zur Landung hinter Breinermoor über Backemoor die Kurve in Richtung Leer zu bekommen. Bevor wir unsere wunderbare Landewiese erreichten, wurden wir Zeuge eines für uns bedeutenden Naturschauspiels. Wir begegneten einem Storch auf Augenhöhe. In seinem majestätischen Segelflug beobachtete er uns und wir ihn. Dann führe er unsere Blicke auf den wohl einzigen abgestorbenen Baum in der sonst grünen Landschaft. An diesem Ort ließen sich dann dutzende Störche beobachten. Die große Anzahl dieser würdevollen Vögel haben wir dort niemals vermutet und konnten die tatsächliche Menge nicht zählen.

Zur sanften Landung kurz vor Leer wurden wir von einigen Kindern mit Ihren Eltern und Großeltern begleitet und empfangen. Wir haben an diesem Abend wirklich nette Begegnungen in Erinnerung.


Elevation430 m
Speed34 km/h
Distance12 km

Das Bodentief, mit seinem Kern über Dänemark, zog unter Intensivierung langsam weiter ostwärts und erreichte das Seegebiet zwischen Schweden und Gotland. Mit einer zunächst südwestlichen, später westlichen bis 100nordwestlichen Strömung bestimmte dabei labil geschichtete Meeresluft das Wettergeschehen. Der Abendstart schien erneut nicht möglich zu sein.

Der Flugmeteorologe Michael Noll deutete jedoch auf eine zunehmende Chance für eine sichere, jedoch kurze Ballonfahrt vor Sonnenuntergang hin. Tatsächlich schwächten der Wind und die Böen etwas ab. Auch für unseren Gast Ansgar war die Aussicht auf eine „nur“ kurze Fahrt kein Grund am Boden zu bleiben.

Das Aufrüsten war an diesem Tag besonders anspruchsvoll. In Erinnerung an eine Schulungsfahrt unter ähnlich starken Windbedingungen schafften wir den Aufstieg auch bei den engen Platzverhältnissen absolut problemlos.

Mit wenigen weiteren Ballonteams in der Luft, zwang uns der Wind in allen Höhen seine Richtung auf und nach dem passieren des Automobil-Prüfgeländes (ATP Automotive Testing Papenburg GmbH) stiegen wir noch vor der Marinefunksendestelle Rhauderfehn zur Landung ab. Der Ovalrundkurs des Testgeländes hat eine Länge von insgesamt 12,3 km und stellt neben „den Türmen“ aus der Luft einen weiteren unnatürlichen Blickfang dar. Ansgar erklärte uns etwas zu der Bauweise der Steilkurven durch welche eine seitenkraftfreie Kurvendurchfahrt mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h möglich ist.

Wir landeten stehend hinter Klostermoor bei Burlage. Mit ein wenig Zeitdruck wollten wir es pünktlich zum “Candle-Light-Glühen”, einem Höhepunkt des Papenburger Ballonfestivals, zurück sein. Auf dem Rückweg machten wir jedoch kurz halt bei einem Bauernhof. In der Landephase erschien hier nämlich hinter einer Baumreihe eine unübersichtliche, kleine Pferdewiese und trotz dem Einsatz des „leisen Brenners“ konnten die Tiere in Angst geraten sein. Alles war jedoch in bester Ordnung, die Besitzer freuten sich über die Fürsorge und luden uns spontan ein zu bleiben um ein wenig zu feiern. Hätten wir gewusst, dass wir den Rückweg zum Glühen der Brenner am Zeitspeicher nicht pünktlich schaffen, hätten wir die Gastfreundschaft sehr gerne in Anspruch genommen.


Elevation396 m
Speed34 km/h
Distance22 km

Das von Tschechien zur Ukraine ziehende Hoch bestimmte jetzt weitestgehend das Wettergeschehen in Norddeutschland. An keinem anderen Tag schien bereits im Vorfeld eine Ballonfahrt so sicher wie heute. Das bestätigte auch der Flugmeteorologe Michael Noll und wir planten den Aufstieg am Gut Altenkamp in Aschendorf.

Am frühen morgen legten wir unsere Hülle in der Gartenanlage des Anfangs des 18. Jahrhunderts erbauten architektonischen Gesamtkunstwerks aus. Die historischen Deckenmalereien und imponierende Architektur können hier an jedem Sonntag während den öffentlichen Führungen bestaunt werden.

Mit fauchendem Brenner verließen wir die prächtige Gartenanlage. Aus der Luft bewunderten wir die über 200 Jahre alten Taxushecken und richteten unseren Blick nun auf das Gelände der imposanten Meyer Werft, einem Ort der Superlative. In wenigen Wochen verlässt hier die AIDAnova das Dock und wird neue Rekorde brechen. Nach dem Verlassen der Baudockhalle wird die Taufe während dem AIDA Open Air mit Superstar David Guetta gefeiert.

Die besondere Aussicht auf die Alte Werft, den Zeitspeicher, die Mühlen und den Stadtpark machten diese Fahrt zu einem besonderen Abschluss für ein ebenso tolles wie anstrengendes Wochenende.

Über Völlenerfehn, Westoverledingen und an Glansdorf vorbei querten wir unsere am Freitag gefahrene Strecke genau an dem abgestorbenen Baum welcher zuvor dutzenden Störchen einen Platz zum Ausruhen bot. Bedauerlicher Weise wiederholte sich das erlebte Schauspiel an diesem Morgen nicht. Erneut stiegen wir bei Backemoor zur stehenden Landung kurz vor Amdorf ab.

Unser Rückholer hat uns an dem gesamten Wochenende einen tollen Dienst erwiesen. Wir waren mehr als ein großartiges Team und haben den Ballon in vielen anspruchsvollen Situationen hervorragend gehandhabt. Vielen, vielen Dank! – Die Erinnerungen an dieses Wochenende werden noch lange wirken.